Bericht über das Fahrtraining vom 15.04.12
Schwerpunkt: Das Lösen von Fahrpferden
Zu Beginn eine kurze Übersicht über die wichtigsten Merkmale der Lösungsarbeit. Jede Übungsstunde besteht aus verschiedenen Phasen. Je nach Fahrer und Pferd werden die einzelnen Phasen mal länger, mal kürzer oder mal weggelassen, so wie es am sinnvollsten erscheint! Wir lassen heute die Arbeitsphase weg und wollen verstärkt an der Lösungsphase arbeiten.
Beim Fahrpferd achtet man beim Aufbau der Übungsstunde besonders auf die Einhaltung bzw. Erarbeitung der Ausbildungsskala. Nicht minder wichtig ist jedoch der Sitz des Fahrers und die dadurch bedingte Einwirkung auf das Gespann. Der korrekte Sitz ist die Basis allen guten Fahrens. Sitzprobleme lassen sehr viel auf Schwierigkeiten des Pferdes (Rittigkeit) schließen. (Aber das ist Inhalt/Schwerpunkt eines anderen Trainings). Aber auch ein richtig sitzendes Geschirr und eine gute Anspannung sind genauso wichtig wie ein gut sitzender Sattel beim Reiten.
Üblicherweise besteht eine Übungseinheit aus vier Phasen:
Übungseinheit (mind.ca. 1 Stunde)
1. Aufwärmphase
2. Lösungsphase
(kleine Entspannungsphase)
3. Arbeitsphase
4. Entspannungsphase
Die Aufwärmphase
Zu Beginn gehen wir mind. 10 Minuten im Schritt auf beiden Händen an der langen Leine.
Boxenpferde, ältere Pferde und kalte Temperaturen erfordern ein längeres aufwärmen.
In der Aufwärmphase wird der Bewegungsapparat auf die bevorstehende Arbeit vorbereitet. Damit vermindert man das Risiko von sog. Sportverletzungen wie Bänderüberdehnung, Zerrungen, etc. Außerdem bietet diese Phase dem Fahrer und den Pferden die Gelegenheit, sich mental auf die Arbeit einzustellen. Der Fahrer lässt den Alltagsstress abklingen, das Gespann findet zueinander, sie werden hier entscheidend zum Team!
Nora mit Vanessa und Tabaluga beim aufwärmen.
Die Lösungsphase
In dieser Phase geht es darum die ersten drei Punkte der Ausbildungsskala voll zu erreichen.
Takt: zeitliches und räumliches Gleichmaß in allen Schritten, Tritten und Sprüngen (!) ohne Taktstörungen, ohne zu eilen.
Losgelassenheit: Taktmäßiges Herantreten an das Gebiss, bei schwingendem Rücken und untersetzender Hinterhand sucht das Pferd vertrauensvoll die weiche und nachgiebige Hand des Fahrers. Daraus ergibt sich die Anlehnung.
Diese drei Punkte greifen ineinander über und können nicht einzeln erreicht werden, nur im Zusammenspiel!
Das Pferd kann sich erst dann loslassen, wenn es taktmäßig geht und die Anlehnung sucht. Der Fahrer merkt es unmittelbar dann, wenn er zum treiben kommt!!
Die Lösungsphase ist mit Abstand die wichtigste Phase, denn nur wenn das Pferd korrekt gelöst worden ist, ist es in der Lage weiter gearbeitet zu werden, sich versammeln zu lassen oder die Gangarten zu verstärken.
In der Lösungsphase muss man aber auch abschätzen können, ob eventuelle Schwächen zu verzeihen sind und in der Arbeitsphase verbessert werden können, oder ob die Lösungsphase weiter ausgedehnt werden muss.
Nach dem Aufwärmen wird an der etwas längeren Leine getrabt. Das Tempo sollte fleißig sein. Man beginnt mit großen gebogenen Linien, wie Zirkel, aus dem Zirkel wechseln, einfache Schlangenlinien und Schlangenlinien durch die ganze Bahn etc. Wichtig sind häufige Handwechsel. Gerade Linien haben in der Lösungsarbeit nichts verloren, denn sie setzen schon eine Geraderichtung voraus, die erst über Takt - Losgelassenheit - Anlehnung erarbeitet werden sollte. Ebenso sind enge gebogene Linien zu vermeiden, da in dieser Phase auch die Versammlung noch nicht genügend ist.
Alle Übungen und Lektionen, die zur Klasse A zählen, bezeichnet man als lösende Übungen und/oder Lektionen. Die schwerste lösende Übung ist den Zirkel zu verkleinern und zu vergrößern.
Die Überprüfung der Losgelassenheit erfolgt durch Leinen aus der Hand kauen lassen. Dabei muss das Pferd sich je nach Veranlagung nach Vorwärts - Abwärts dehnen.
Weitere Hinweise für die beginnende Losgelassenheit sind das Abprusten und das Einspeicheln des Gebisses, was sich durch feinen, weißen Schaum am Maul äußert. Bei manchen Pferden kann man auch beobachten, dass die Ohren seitwärts gehalten werden und im Takt wippen. Meist das innere stärker als das äußere.
Weitere lösende Übungen können sein: häufige, flüssige Übergänge von Gangart zu Gangart und Tempiwechsel.
Luna, Freibergerin, zeigt schon ganz deutliche Ansätze für eine gute Biegung.
Für die meisten Fahrer sind das Aufwärmen und die Lösungsphase, insbesondere deren Bedeutung, völliges Neuland. Denn hat man das Fahrabzeichen in der Tasche, beginnt man nun mit dem eigenen Gespann zu fahren. Das eigentliche Gymnastizieren, das Dressurfahren kommt erst später. So waren die Voraussetzungen der Fahrer (und der Pferde) ganz unterschiedlich.
Wir haben daher versucht für jeden das Beste herauszufinden. So konnten wir Doro einige Tipps geben, damit ihr Moritz sich nicht immer so über die Schulter in die Wendung wirft. Dies erfordert aber eine ganze Menge Disziplin und viel Gefühl in der Hand. Doro ist aber eine erfahrene Fahrerin und so konnte man gute Fortschritte erkennen. Hinzu kommt noch das Temperament von Moritz, das ein ruhiges Arbeitstempo und eine feine Hilfengebung nicht immer einfach macht.
Bei Nora die das erste Mal mit ihren Shettys Vanessa und Tabaluga beim Fahrtraining war, gings erst mal um ganz grundlegende Dinge. Der Sitz der Blendklappen z. b. ist sehr entscheidend für die Kopfhaltung und die Körperhaltung des Pferdes, ebenso eine richtige Deichsellänge, die die Pferde nicht behindern darf. Hinzu kommt eine Leinenhaltung, die eher an einen „Bierkutscher“ erinnert! Das mag wohl gemütlich sein, aber für eine feine und eindeutige Hilfengebung ist das eher hinderlich. Aber wenn diese „Störfaktoren“ erst mal abgeschaltet sind, wird sich schon eine deutliche Verbesserung einstellen.
Beim linken Pony ist die Schiefe deutlich zu sehen.
Losgelöst vom Lösen gab es dann zum Schluss noch eine Übungseinheit im Tandemfahren.
André hat nach dem Lösen-Training seine beiden Pferde Quinn und Luna ins Tandem gespannt, heute zum ersten Mal auf dem Platz. Zum besseren Üben von Wendungen fahren, bzw. dem Üben der Leinengriffe, haben wir ihm dann ein paar Hindernisse aufgestellt. André hat schon richtige Fortschritte gemacht, insbesondere der Gebrauch der „langen“ Peitsche sitzt schon richtig gut